INTERVIEW

Neue Risiken identifizieren und absichern

Welche Trends und Herausforderungen kommen auf die Immobilienwirtschaft zu? Benedikt T. Brahm, Mitglied der Leitung der Funk Real Estate Division, kennt die Antworten. Ein Gespräch über die Vielfalt seines Geschäftsfelds.

Herr Brahm, Sie haben bei Funk ein duales Studium mit einer integrierten Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen absolviert und sind inzwischen Mitglied der Leitung der Funk Real Estate Division. Können Sie uns mehr über Ihren Werdegang erzählen?
Nach Abschluss meines Studiums im Bereich „Risk and Insurance Management“ habe ich bei Funk Consulting als Consultant für Krisen- und Notfallmanagement angefangen und für das Business Development der Funk Gruppe gearbeitet. Dort habe ich unter anderem die ersten Schritte rund um das Thema Funk Beyond Insurance begleitet. Hierbei werden Lösungen mit KI und Sensorik entwickelt, um das Versicherungs- und Risikomanagement zu optimieren. Dabei hatte ich auch erste Einblicke in das Geschäftsfeld Immobilienwirtschaft bei Funk, die mich dann zum Wechsel in die Real Estate Division bewegt haben.

„Kaum ein Gebäude entspricht einem anderen, und jede Assetklasse bringt neue Herausforderungen mit sich."

Was für Projekte wurden im Rahmen von Funk Beyond Insurance mit der Immobilienwirtschaft entwickelt?
Es ging um Leckage-Früherkennung unter Einsatz von Sensorik. Damals war dies vornehmlich die Digitalisierung von Wasserzählern, um diese smarter zu machen und mit ihrer Hilfe Anomalien bei Flussströmen zu detektieren. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mich der Geschäftsbereich Immobilienwirtschaft sehr interessiert und ich noch näher am Kunden arbeiten möchte. Außerdem finde ich die Vielfalt und gleichzeitige Spezialisierung spannend, die die Versicherung von Immobilien mit sich bringt – kaum ein Gebäude entspricht einem anderen, und jede Assetklasse bringt neue Herausforderungen mit sich. Man muss sich immer wieder neu hineindenken, neue Risiken identifizieren und passende Lösungen entwickeln. 
Geben Sie uns bitte Einblick in Ihre aktuellen Aufgaben und Verantwortlichkeiten in der Funk Real Estate Division.
Mein Team spezialisiert sich auf Business Development und Projekt- bzw. Changemanagement. Da die Real Estate Division eine übergreifende Funktion zwischen Fachbereichen, Niederlassungen und Kunden einnimmt, haben wir eine beratende Rolle. Wir sind stark in Vertriebsprojekte involviert und unterstützen die Niederlassungen in der regionalen Kundenbetreuung bei der Projektsteuerung sowie im Business Development, insbesondere in Bezug auf Beyond-Insurance-Aktivitäten, Naturgefahrenanalysen und Marktentwicklung.
Stichwort Marktentwicklung: Gibt es bestimmte Risiken oder Trends, die Ihrer Meinung nach in Zukunft eine größere Rolle in der Immobilienbranche spielen werden?
Eine signifikante Marktkonsolidierung ist grundsätzlich in der gesamten Immobilienwirtschaft zu beobachten. Im Bereich der Fremdverwaltung wird diese durch den anhaltenden Fachkräftemangel, fehlende Nachfolgeregelungen und aktuelle externe Investitionen in dieses Marktsegment verstärkt. Die Frage, wer ein Unternehmen übernimmt, führt häufig dazu, dass es zu einer Form des Verkaufs oder der Konsolidierung kommt. Der Fachkräftemangel und der zunehmende Grad der Digitalisierung sind beschleunigende Faktoren. Dies führt dann auch im Eigenbestand, von z. B. genossenschaftlichen Unternehmen oder institutionellen Investoren, zu einem Umdenken und dem Bestreben nach Synergiesteigerungen. Unternehmen bemühen sich verstärkt um effiziente Prozesse und integrierte, digitale Dienstleistungen – denn jemand muss den Bestand fachmännisch betreuen und einen guten Service bieten. 

„Unternehmen der Immobilienwirtschaft sind daran interessiert, sich gerade auf aktuelle neue Systeme upzudaten und dadurch möglichst viele Prozesse so schlank wie möglich zu halten."

Wie reagiert die Real Estate Division auf die Herausforderungen dieser Digitalisierung in der Immobilienbranche?
Unternehmen der Immobilienwirtschaft sind daran interessiert, sich gerade auf aktuelle neue Systeme upzudaten und dadurch möglichst viele Prozesse so schlank wie möglich zu halten. Da verstehen wir uns als Versicherungsmakler als Dienstleister und versuchen, uns von der Schadenmeldung bis zur Schadenbehebung zu integrieren – dafür ist es wichtig, bestehende Prozesse zu verstehen und vor allem zu hinterfragen. Und falls die Systemintegration nicht direkt funktioniert, leisten wir einen schnittstellenarmen oder medienbrucharmen Service, z. B. durch eine spezialisierte Abteilung: unser Schadenmanagement-Service (SMS). Zudem haben wir beispielweise eine langjährige Partnerschaft mit Aareon, die IT-Dienstleistungen entwickeln, und ein gemeinsames Joint Venture BauSecura, das es ermöglicht, im ERP-System der Kunden Schäden zu bearbeiten.
Sehen Sie eine generelle Veränderung in der Schadenart bzw. neue Herausforderungen für die Immobilienwirtschaft?
Ja, Naturgefahren sind ein zunehmender Schadentreiber in der Immobilienwirtschaft. Wir merken eine steigende Anzahl an Schäden in der Elementarversicherung, beispielsweise nehmen Sturm- und Hochwasserschäden zu. Damit ist auch ein wachsendes Interesse bei der Bewertung solcher Risiken festzustellen, welches sich auch auf die wachsende Bedeutung von ESG-Anforderungen auswirkt. Hier steigt der Fokus von Unternehmen extrem: Welche ESG-Kriterien müssen im Bestand berücksichtigt werden? Wie gelingen Sanierungen und Umbauten ESG-konform, und vor allem: Welchen versicherungstechnischen Einfluss haben diese? Dies beginnt schon bei Fragestellungen z. B. rund um das Thema Balkonkraftwerke und endet bei ganzheitlichen Sanierungsmaßnahmen. Da beraten wir gern, auch schon in der Planungs- oder Bauphase.

Benedikt T. Brahm

Benedikt T. Brahm ist Mitglied der Leitung der Funk Real Estate Division. Nach seinem dualen Studium bei Funk war der Kaufmann für Versicherungen und Finanzen erst als Business Analyst und Consultant für Krisen- und Notfallmanagement für Funk Consulting tätig, bevor er in den Immobilienbereich von Funk wechselte. Dort verantwortet er mit seinem Team das Business Development und die Vertriebssteuerung.
Sie haben erwähnt, dass Ihre Abteilung eine unterstützende Funktion für die Niederlassungen und Kunden hat. Können Sie uns einige konkrete Beispiele dafür nennen, wie Sie diese unterstützen?
Wir unterstützen die Niederlassungen beratend bei der Kundenbetreuung und informieren über neue Risiken und Produkte. Zudem koordinieren wir die Entwicklung neuer Produkte und Marketingmaßnahmen, sowohl nach außen als auch intern. Ein wichtiges Thema ist die Identifizierung und Absicherung neuer Risiken, wie z. B. zuletzt im Bereich E-Mobilität. 
Was meinen Sie konkret mit E-Mobilität?
Den Betrieb von E-Ladestationen, der eigentlich nicht zur klassischen Betriebsbeschreibung eines immobilienwirtschaftlichen Kunden gehört. Durch eine EU-Regelung wurde gesetzlich verankert, dass die Immobilienwirtschaft einen maßgeblichen Anteil daran haben soll, eine Infrastruktur für die E-Mobilität aufzubauen. Wir haben daraufhin ein komplett neues Produkt entwickelt, die Funk E-Ladestationen Police, um damit verbundene neue Risiken abzusichern. 
Abschließend: Was ist für Sie der beste Ausgleich nach einem langen Arbeitstag?
Ich bin sehr ballsportbegeistert – schaue vor allem Handball und spiele selbst Tennis und Golf. Zudem schwimme ich leidenschaftlich gern. Da ich an der Küste aufgewachsen bin, ist mein Rückzugs- und Sehnsuchtsort das Wasser. Ob auf dem Wasser oder nur in der Nähe und den Blick schweifen lassen: Dabei kann ich sehr gut entspannen.
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