„Die Wohnungswirtschaft muss sich zunehmend mit dem Thema Klimaneutralität auseinandersetzen.“
Andreas Kluth ist Kundenberater und Immobilien-Ansprechpartner bei Funk in Berlin. Gemeinsam mit seinem Team betreut er Kunden aus der Wohnungswirtschaft. Welchen Herausforderungen er sich dabei stellen muss, erklärt er im Interview.
Herr Kluth, Sie sind Kundenberater und Ansprechpartner für Immobilien bei Funk in Berlin. Können Sie uns etwas über Ihren Werdegang erzählen? Ich bin 55 Jahre alt und habe 27 Jahre bei der Allianz in verschiedenen Positionen gearbeitet. Unter anderem war ich Teamleiter in der Abteilung für Gebäudeschäden, habe mich zeitweise mit der Kalkulation und Entwicklung von wohnungswirtschaftlichen Rahmenverträgen beschäftigt und hatte zuletzt eine eigene Agentur, in der ich Genossenschaften und Hausverwaltungen betreut habe. Seit 2014 bin ich für verschiedene wohnungswirtschaftliche Versicherungsmakler tätig und konnte mir so ein umfangreiches Wissen über die am Markt verfügbaren Deckungskonzepte aneignen.
„Es gibt erste Anzeichen, dass auch die Versicherungswirtschaft darüber nachdenkt, ESG-Kriterien bei der Prämienfindung zu berücksichtigen."
Wie lange sind Sie schon bei Funk, und was sind Ihre aktuellen Aufgaben und Verantwortlichkeiten? Ich bin jetzt seit fast drei Jahren bei Funk und leite seit einem Jahr das Team für die Wohnungswirtschaft in der Kundenberatung Berlin. Seit letztem Jahr haben wir uns im Team Immobilienwirtschaft personell kontinuierlich verstärkt. 2025 haben wir noch einmal zwei neue Mitarbeitende eingestellt, sodass ich aktuell für fünf Kolleginnen und Kollegen verantwortlich bin, die Kunden aus der Wohnungswirtschaft betreuen. Dabei geht es um die Einarbeitung und weitere Qualifizierung der Teammitglieder, aber auch um die Betreuung unserer Bestandskunden und die Gewinnung neuer wohnungswirtschaftlicher Unternehmen als Kunden. Da auch bei Funk das Thema Fachkräfte eine große Rolle spielt und zudem die Digitalisierung immer weiter voranschreitet, bin ich in einer Arbeitsgruppe zur Einführung eines neuen Verwaltungsprogramms involviert.
Können Sie uns ein Beispiel für eine besondere Herausforderung nennen, mit der Sie bei Ihrer Arbeit konfrontiert waren? Durch den immer stärker werdenden Kostendruck der Wohngebäude- und Kfz-Versicherer sind wir zunehmend gezwungen, die Beitragsanpassungen gegenüber unseren Kunden zu erklären. Aufgrund des Wirtschaftlichkeitsgebots der Genossenschaften sind wir bei Beitragsanpassungen immer wieder angehalten, Ausschreibungen am Markt durchzuführen. Leider führen diese aufgrund der immer restriktiveren Zeichnungspolitik der Versicherer in den meisten Fällen nicht zu einem besseren Ergebnis, sodass die geforderte Beitragsanpassung gegenüber den Kunden begründet werden muss. Dabei ist uns bewusst, dass eine Beitragsanpassung von 10 bis 50 % bei den Kunden durch mögliche Einsprüche der Mietenden zu einem Mehraufwand bei unseren Kunden führt. Wenn dann auch noch eine Beitragsanpassung für die Kfz-Versicherung folgt, führt das zu wenig Freude bei den Kunden.
Im Hausverwaltungsgeschäft geben einige Versicherer keine Angebote mehr ab oder haben im letzten Jahr sogar schadenbelastete Verträge oder ganze Hausverwaltungen gekündigt. Die Gesamtprognose aufgrund steigender Elementarschäden und Reparaturkosten lässt für die nächsten Jahre keine wesentliche Verbesserung in der Zeichnungspolitik der Versicherer erwarten.
Andreas Kluth
Andreas Kluth leitet das Team für die Wohnungswirtschaft in der Kundenberatung Berlin. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem die Einarbeitung und Qualifizierung der Teammitglieder, die Betreuung unserer Bestandskunden und die Gewinnung neuer Unternehmenskunden.
Gibt es bestimmte Risiken oder Trends, die Ihrer Meinung nach in Zukunft eine größere Rolle in der Immobilienwirtschaft spielen werden? Die Wohnungswirtschaft muss sich aufgrund bestehender gesetzlicher Vorgaben zunehmend mit dem Thema Klimaneutralität auseinandersetzen. Bei Neubauten oder größeren Bestandssanierungen wird neben der Wärmedämmung auch die Installation von PV- und Solaranlagen gefordert. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die PV-Anlagen selbst betrieben werden sollen oder ob ein Contracting-Modell gewählt wird. Als Haftungsfrage taucht u. a. immer wieder das Thema der von Mietenden installierten Balkonkraftwerke auf. Diese Investitionen müssen von der Wohnungswirtschaft finanziert und zugleich gegen Risiken abgesichert werden. Die finanzielle Belastung könnte in Zukunft zu einer Veränderung der Instandhaltungsprioritäten führen und damit möglicherweise die Schadenquoten wieder stärker belasten.
Auch mögliche Cybervorfälle werden mit zunehmender Digitalisierung eher zu- als abnehmen. Hier müssen die Unternehmen ebenfalls mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen vorsorgen und eine Cyberversicherung schützt vor den finanziellen Folgen.
Als weiteren wichtigen Punkt sehe ich die steigenden Anforderungen an die Umsetzung von ESG-Kriterien. Mittlerweile berücksichtigen fast alle Banken ESG-Kriterien bei der Zinsgestaltung. Es gibt erste Anzeichen, dass auch die Versicherungswirtschaft darüber nachdenkt, ESG-Kriterien bei der Prämienfindung einzubeziehen.
Als letztes Zukunftsthema ist der Neubau in Holz-Hybrid-Bauweise zu nennen, bei dem auf Versichererseite bisher kaum Erfahrungen vorliegen. Da die Gebäudeversicherer genau so wie die Bauleistungsversicherer bei Holzbauweisen in Bezug auf Feuer- und Leitungswasserschäden sehr kritisch und vorsichtig agieren, wird hier in Zukunft abzuwarten sein, wie die Versicherer ihre Zeichnungspolitik ändern. Derzeit ist es zumindest in der Bauleistungsversicherung schwierig, Holzbauten umfassend zu versichern.
Gibt es Besonderheiten in Ihren Regionen Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern? Eigentlich sind es die gleichen Themen, wie überall. Nur sind die Mieten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zum Teil weiterhin deutlich niedriger als in Berlin, die Baukosten aber im Verhältnis nicht viel günstiger. Insofern haben die Wohnungsunternehmen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aufgrund der geringeren Mieteinnahmen noch weniger Geld für Modernisierungen zur Verfügung.
Sehen Sie neue Herausforderungen für die Wohnungswirtschaft? Das Thema Neubau ist nach wie vor ein großes Problem für die Wohnungswirtschaft. Die ständig steigenden Anforderungen und gesetzlichen Vorgaben verteuern einen Neubau immer mehr. Eine kostendeckende Miete unter 15 Euro ist daher kaum noch realisierbar.
Zum Schluss: Was ist für Sie der beste Ausgleich nach einem langen Arbeitstag? Sport ist ein guter Ausgleich. Ich spiele seit ca. 30 Jahren regelmäßig Volleyball in einer Betriebssportmannschaft, und wenn die Tage länger werden, gehe ich zur Entspannung gerne joggen. Ansonsten hat unsere Tochter seit Kurzem einen Hund, mit dem wir gerne gemeinsame Spaziergänge machen. Auch ein gemütlicher Restaurantbesuch kann für entspannende Momente sorgen.
Funk ist der größte inhabergeführte Versicherungsmakler und Risk Consultant in Deutschland und gehört zu den führenden Maklerhäusern in Europa. 1879 in Berlin gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute 1.740 Mitarbeitende an 37 internationalen Standorten.
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